Figuren Magazin 1/2021

Inhaltsübersicht / FIGUREN MAGAZIN 1/2021:

Wie der Wilde Westen gezeigt wurde
Filme, Comics und Jahrzehnte später endlich Charakterfiguren
Eine wesentliche Traumwelt der Babyboomer zwischen Ende der 1950er und Anfang der 1970er Jahre war der Wilde Westen, der nur in Deutschland so hieß. Bis heute prägende Vorstellungen über Westernloks und Postkutschen, Saloons und Ranches, Prärien und Viehtriebe stammten aus importierten Fernseh-Serien und Comics. So wurde der Wilde Westen empfunden und so wird er in Vitrinen, Dioramen usw. nachgestellt. Heute haben Sammler Zugriff auf vieles, was ihnen früher vorenthalten wurde. 60 Euro muss man für die sorgfältig modellierten Figuren von Marx rechnen; das Motiv von Cherilea ist noch teurer. Ein komplettes Set von Marx im Originalkarton, Wyatt Earp oder Wells Fargo, erfordert 1000 Euro und mehr. Malte Ristau schildert in seinem Artikel mit aufschlussreichen Hintergrundinformationen und interessanten Fotos, wie der Wilde Westen in Filmen, Comics, Figuren usw. dargestellt wurde.

Elastolin-Schaustücke von Josef Tonn
Szenen aus dem Wilden Westen
1999 brachte der Verlag Figuren Magazin den Bildband „Elastolin Schaustücke von 1960 bis 1983“ heraus über die schönsten Schaustücke der Firma Hausser, gestaltet von Josef Tonn. Dieser Bildband beinhaltete nicht alle uns in Fotografie vorliegenden Arbeiten. Viele der darin abgebildeten Schaustücke sind einzigartig in ihrer Gestaltung, andere wiederum wurden in jeweils ähnlicher Darstellung mehrfach oder auch vielfach hergestellt. Diese Serien-Schaustücke hatten wir in dem Bildband erfasst und beschrieben, aber nur einige beispielhaft abgebildet. In loser Reihenfolge wollen wir dem interessierten Sammler nun weitere dieser Schaustücke vorstellen. Die hier gezeigten vier Schaustücke zum Thema Wildwest sind jeweils ein Teil eines dreiteiligen runden Gesamt-Schaustückes mit zwei weiteren Schaustücken zu unterschiedlichen Themen. Die hier angegebenen Nummerierungen entsprechen den Beschreibungen im o.g. Bildband.

Winnetou-Figuren besonderer Art
Verschiedene Winnetou-Büsten

Büsten von 128 „bedeutenden“ Deutschen künden in der Walhalla bei Regensburg von vergangenen Zeiten. Um Büsten einer fiktiven Person, die es immerhin 1987 auf eine Briefmarke der Bundespost schaffte, geht es hier. Im September 1962 entdeckte unser Autor, der knapp 10-jährige Malte Ristau, eine Winnetou-Büste in einem neuen Prospekt des Karl-May-Verlages (KMV). Zwischen zwei Offerten aber musste der May-Begeisterte Jungspund wählen. Sollte den Geburtstagstisch ein Bildband zu den Segeberger Freilicht-Spielen oder die eigentümliche Figur schmücken? Die, so der Prospekt, „bunt bemalte“ Büste, aus „Alabastergips“ modelliert und „30 cm hoch“, beeindruckte ungemein. Gesichtszüge, Haartracht sowie die „Kette aus Krallen der Grizzly-Bären“ (May) erinnerten an beliebte Spielfiguren. Den Ausschlag gab, dass das Buch mit 13,80 DM halb so teuer war und somit die beiden Elastolin-Reiter aus der Karl-May-Serie zusätzlich ermöglichte. Malte Ristau stellt in seinem Beitrag diese und weitere Winnetou-Büsten vor.

 

Zeitweise die „Nr. 3″
Die Firma Ley und ihre Leyla-Figuren

Im 20. Jahrhundert ballte sich die Produktion von Spielzeug (-figuren) in Franken. Mancher den (Groß-) Vätern bekannte Hersteller wie Strola ist nur noch Spezialisten ein Begriff. Anders sieht es mit dem Unternehmen aus, das der Spielzeughändler Christian Ley (1883-1953) in Roth bei Nürnberg 1935 gründete. Laut Ernst Schnug galt Ley bis 1945 hinter Hausser (Elastolin) und Lineol als die „Nr. 3“ der Hersteller und beschäftigte bis zu 100 feste Mitarbeiter. Bis zum kriegsbedingten Produktionsverbot 1943 hatte Ley die Produktion auf Militärfiguren konzentriert. Die ansehnlichen Massefiguren, in der Regel 7 cm, wurden vor Ort handbemalt. Mit einem gelungenen Neustart 1948 erreichte Ley noch einmal beachtliche Resonanz, ab 1953 in 2. Generation. Produziert wurden mit neuer Masserezeptur wilde Tiere, Bauernhof-, Märchen-, Krippen- sowie Eisenbahn-Motive in 4,5 cm und 7 cm für die Spuren 0 bzw. 1. Zwar wurden bis 1962 Modelle aus Masse offeriert; aber der gleitende Übergang zum Kunststoff erfolgte ab Mitte der 1950er Jahre. Anstatt des nun nicht mehr so geschätzten Militärs war seit 1948 der Wilde Westen als neuer Schwerpunkt getreten. Der einzige (in diesem Artikel gezeigte) Pueblo-Indianer der Serie gehört zu den seltensten Leyla-Massefiguren überhaupt. Kopfschmuck und Kultgeräte sind aus Hartplastik und sehr empfindlich. Für die Rarität zahlen Sammler bis zu 1000 Euro. Mit dem US-Militär als Referenz, hoffte Ley später auf Erfolge mit Soldaten wie ehedem. Aus Masse wurden rund 30 Motive in grauer oder olivgrüner Uniform hergestellt Schon auf der Messe 1955 waren sechs Soldaten auf Elastolin-ähnlichem Sockel aus hartem Plastik vorgestellt worden. Zu kaufen gab es die endlich 17 Typen in unterschiedlichen Uniformfarben. Der Umstieg auf Kunststoff verschaffte nur eine Atempause; letztlich stagnierte der Umsatz schon Ende der 1960er Jahre. In der Folge wurden neben anderen Spielwaren noch Eisenbahnfiguren für das Unternehmen LGB-Lehmann hergestellt. Das Sortiment wurde bis zur Schließung 1982 fortgeführt. Malte Ristau informiert in diesem Artikel kenntnisreich mit interessanten Bildern über die wechselvolle Geschichte der Firma Ley.

„Back Dir doch ‘n Ei!“
Injamar – Kleine Wildwest-Massefiguren aus Holland

Nachdem sie lange in den Gefilden der so genannten Ungemarkten, d.h. in der Kiste mit Massefiguren unbekannter Hersteller, ausgeharrt hatten, konnte jetzt Andreas Dittmann ihre Identifizierung einer möglichen Lösung zuführen. Zunächst waren es nur ein Lagerfeuer und zwei kniende Jungen gewesen, die in der rechten Hand eine Pfanne halten, in der ein Spiegelei brutzelt. Weder der Hersteller noch die thematische Einordnung der Figuren waren bekannt. Doch dann kam ein kleines Konvolut hinzu, das außer weiteren Spiegelei-Fans der gleichen Art u.a. auch zwei mit einem Aufklebezettel an der Sockelunterseite versehene Wildwest-Figuren beinhaltete, die den Hersteller verriet. Alle Figuren waren in der gleichen Art gehalten. Andreas Dittmann stellt diese wohl vielen Sammlern unbekannte Wildwest-Gruppe vor.

Ein schwieriger Fall
Von der „Zitronenpresse“ bis zur Dschungelpolizei
„Dieser Beitrag fällt insofern aus dem Rahmen, als er eine Dokumentation über die Spurensuche nach dem Vorbild für eine interessante Figur ist und ihrem Hut mit den vier Dellen. Dabei stellte sich sehr früh die Frage: Handelt es sich um eine Einzelfigur oder ist sie Teil einer Gruppe? Wie sich zeigen wird, ein nicht sehr einfacher Fall. Im Jahre 2018 hatte ich bei einer Online-Auktion ein ganz besonderes Los im Auge, ein Konvolut verschiedener italienischer Figuren. Darunter glaubte ich einen bespielten, mir aber völlig unbekannten italienischen Kolonialsoldaten zu erkennen. Doch ich hatte mich getäuscht, denn nach Auktionszuschlag, gespanntem Warten auf das Eintreffen des Paketes und genauer näherer Betrachtung sofort nach Ankunft, blieb von dem Italiener nur der Bodenstempel AP ROVELLO PORRO ITALY übrig. Also dachte ich zuerst an einen afrikanischen Großwildjäger, aber sein Erscheinungsbild deutete eher auf einen Wildhüter (Ranger) hin. Den nächsten Blitzgedanken – vielleicht ist es ein Pfadfinder? – habe ich schnell unterdrückt, denn dagegen sprach die khakifarbene Uniform, das Gewehr und die Halstuch-Knotung, wenn auch der gleichgeformte Hut auffällt, den die Scouts nicht unpassend selbstironisch Zitronenpresse nennen.“ So die einleitenden Sätze unseres Autors Rolf Meyer zu seinem spannenden, bebilderten Beitrag über eine Spurensuche. Das Ergebnis überrascht.

Lineol: Nachtrag zum Artikel
„Frühe Hersteller von Tierfiguren aus plastischer Hartmasse, Teil 2“ im Figuren Magazin 2/2017

„Im obigen Artikel war ich der Auffassung, dass keinerlei Anzeigen oder Berichte in den einschlägigen Zeitschriften der damaligen Zeit über Oskar Wiederholz zu finden sind. Dies muss jedoch korrigiert werden: Im „Wegweiser für die Spiel-, Galanterie- und Kurzwarenindustrie“ Ausgabe Nr. 571 vom 11.01.1911 erschien auf Seite 7568 eine Anzeige vor Beginn der Frühjahrsmesse in Leipzig. Die zweite (und zugleich letzte) Anzeige befindet sich in derselben Zeitschrift in der Ausgabe Nr. 608 auf Seite 9085 aus dem Jahre 1912 (ungefähr Mitte April) in Sütterlin geschrieben.“ So lautet der einleitende Text unseres Autors Bernhard Schupp zu seinen weiteren Nachforschungen über die Werbemaßnahmen der Firma Lineol zu Beginn des vorigen Jahrhunderts. Unbekannte Abbildungen ergänzen seine Ausführungen, darunter ein wohl einzigartiges Foto eines militärischen Lineol-Schaustückes um 1912 aus der Kaiserzeit.

Libyen 1942
„Back to Tobruk“
Libyen, Oktober 1942. Dieses Weltkrieg-II-Diorama, gestaltet von Peter Maly, zeigt den Durchmarsch einer Einheit der britischen 8. Armee, unterwegs in Richtung Tobruk, einer Hafenstadt an der Küste Libyens. Dort hatten die „Desert Rats“ im Juni 1942 – trotz gewaltiger Befestigungsanlagen – eine bittere Niederlage gegen das deutsche Afrika-Korps (geführt von Rommel) hinnehmen müssen, daher der Schlachtruf der Tommys „Back to Tobruk“. Vor dem Hintergrund einer Häuserzeile, mit Dachterrasse und Treppe, die aus Sperrholz im Maßstab 1:25 gebaut wurde und die von einer kleinen Moschee dominiert wird, sieht man mehrere Fahrzeuge der britischen 8. Armee vorbeirollen. In der Mitte, vor den Fahrzeugen, marschieren zwei Aussies mit Gewehr und ihrem Aussie-Sergeant. Alle Soldaten und Fahrzeuge sind von King & Country. Einheimische gibt es aber auch: Neben einem arabischen Guide stehen auf einer Dachterrasse zwei Araber – es sind Abessinier von Lineol.

Lineols Kriegsgefangene des Ersten Weltkriegs
Lineol produzierte ab 1903 eine Fülle unterschiedlicher Soldaten, überwiegend deutsche, aber auch solche anderer Nationen, sowohl mit Lineol-Markung als auch ohne. Zu Beginn des Ersten Weltkrieges herrschte um 1914 in Deutschland noch allgemein ein patriotisches Hochgefühl. Als von den deutschen Truppen immer mehr Kriegsgefangene in immer größeren Zahlen genommen wurden, war das Erstaunen über die Vielseitigkeit und Verschiedenheit der jeweiligen Nationalitäten groß. Insbesondere deshalb, weil England und vor allem Frankreich an der Westfront auch Kolonialtruppen einsetzten. Viele von ihnen wurden als Fremdarbeiter in der Landwirtschaft oder im Baugewerbe eingesetzt. Lineol griff die allgemeine patriotische Stimmung auf und produzierte, wahrscheinlich ab 1915, verstärkt eine ganze Serie ausländischer Kriegsgefangener im 9cm-Maßstab. Es kann als wahrscheinlich gelten, dass alle Lineol-Kriegsgefangene Soldaten aus englischen, französischen und russischen Armeeeinheiten zeigen. Der dänische Autor Harald Hansen berichtet über diese Figuren-Serie von Lineol.

Kriegselefanten, Panzer des Altertums
Hannibal und seine Kriegselefanten – Eine Spurensuche
Im FM 1/2020 hatten wir uns im Zusammenhang mit der Themenreihe „Elefanten und Menschen“ dem Aspekt der „Kriegselefanten“, ihren Funktionen und historischen Einsätzen sowie den historisierenden heutigen Darstellungen allgemein genähert. Der militärische Einsatz von Kriegselefanten unter dem karthagischen Feldherren Hannibal soll nun in diesem Artikel speziell behandelt werden. Es gibt aus westlichem Geschichtsverständnis wohl kaum einen anderen Feldherrn, dessen Name so eng mit dieser antiken Waffengattung verbunden ist, wie Hannibal. Hannibal, Protagonist des sog. Zweiten Punischen Krieges (218-201 v.Chr.), hat besonders am Anfang der Auseinandersetzung und am Ende der Kriegshandlung den Einsatz der Dickhäuter präferiert; mit sehr unterschiedlichem Erfolg! Einen wesentlichen Aspekt dürfte dabei weniger die Erkenntnis einer schwindenden Sinnhaftigkeit der Elefanteneinsätze, als vielmehr das Problem des „Nachschubs“ gewesen sein. Eingang in die Geschichtsdarstellungen haben der Übergang über die Rhone, die Alpenüberquerung (beide 2018 v.Chr.) und die Schlacht bei Zama (Mai 202 v.Chr.) gefunden. Unser Autor Uwe Kappel schildert die damaligen Ereignisse und stellt sie mit Zinnfiguren nach.

Buchbesprechung:Jürgen R. Schüler: Afrikaner, Eskimos und Kosmonauten. Aufstellfiguren aus Vollmasse, Igetex Hohlguss und Kunststoff. DDR-Figurenkatalog III.
Wer glaubte, es seien bereits alle relevanten Masse- und Plastefiguren aus ehemaliger DDR-Produktion hinreichend behandelt und beschrieben worden, irrt, denn die exotischen Themen aus den warmen Tropen, dem Hohen Norden und den unendlichen Weiten des Weltraums fehlten bislang noch. Aber auch sie hat jetzt, Jürgen Schüler, der wohl als der beste Kenner der DDR-Figurenwelten gelten kann, eingefangen, wissenschaftlich bearbeitet und systematisch katalogisiert. Das neue Werk über Afrikaner, Eskimos und Kosmonauten, wie Astronauten in der DDR hießen, setzt erneut Maßstäbe. Andreas Dittmann stellt das neue Buch von Jürgen Schüler vor.

KM1 Modellbau
Vom Modellbahn-Fahrzeughersteller zum Vollsortimenter mit 3D-Figuren
Gegründet 2003, entwickelte sich die Firma KM1 Modellbau in Lauingen von einem reinen Fahrzeughersteller in der Spur 1 (Maßstab 1:32) zu einem Vollsortimenter, welcher auch Figuren anbietet. Seit 2020 werden zudem Modelle und Zubehör in den Maßstäben 1:22,5 und 1:45 angeboten. Zu Beginn wurden diese Figuren zunächst klassisch von einem Fachmann als Urmodelle erstellt, diese anschließend abgeformt, gegossen und handbemalt. Der gestalterische Fokus hierbei liegt auf Bahnpersonal sowie Reisende. Die Nutzbarkeit dieser Figuren beschränkt sich allerdings nicht nur auf die Modellbahn, sondern findet auch auf viele andere Bereiche des Modellbaus z.B. Schiffsmodellbau, Dioramenbau usw. Anwendung. Die Anschaffung eines 3D-Scanners ermöglicht es KM1 Modellbau seit 2014, seinen Kunden auch individuell angefertigte Figuren nach eigenem Abbild und in einem individuellen Maßstab, bis hin zu einer Höhe von ca. 150mm, anzubieten. Größere Figuren sind in einer mehrteiligen Ausführung ebenfalls realisierbar. Der eigenen Kreativität sind hierbei kaum Grenzen gesetzt und so wurden auch schon Cowboys und Football-Spieler abgescannt. Das Figurenprogramm soll weiterhin kontinuierlich ausgebaut werden. Der nächste, bereits begonnene Schritt ist die Erweiterung mit Tierfiguren, zunächst Haus- und Nutztiere, aber auch einige Wildtiere sind bereits in Entstehung. Wichtig ist KM1 Modellbau hierbei die Gestaltung möglichst lebensechter Positionen und Körperhaltungen – abseits vom sonst üblichen „Einheitsbrei“. Zu dieser zukunftweisenden 3D-Druck-Technik sind in diesem Artikel interessante Hintergrund-Infos zu lesen. Und wir zeigen Beispiele von Figuren in ihrer 3D-Druck-Entstehung und fertig ausgeführte Modelle.

Sammler-Anzeigen
In unserer Rubrik „Suche/Biete/Tausche“ findet sich immer etwas zum Kaufen, Verkaufen oder Tauschen usw. Private Sammler-Anzeigen in dieser Rubrik sind für Abonnenten kostenlos! Private Sammler-Anzeigen (bis 500 Zeichen) von Nicht-Abonnenten erscheinen nach Voreinsendung von nur 5,– Euro in Briefmarken.

Meldungen, Tipps, Termine
Auch in dieser Ausgabe des Figuren Magazins finden Sie Termine, die in Artikeln oder gewerblichen Anzeigen aufgeführt sind und Tipps von allgemeiner Bedeutung oder Meldungen, die nicht gesondert im vorliegenden Inhaltsverzeichnis ausgewiesen sind.